Orlando und die baptistischen Gemeinden

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
1. Korintherbrief 13,13

Nicht überall wo „Baptismus“ draufsteht, ist auch Baptismus drin. Das machen die Kommentare deutlich, die in einigen amerikanischen „baptistischen“ Gemeinden zu den Morden in Orlando geäußert wurden.

Alle sind willkommen Alle

Die Tragik an dem Ereignis wäre vor allem, dass nicht mehr Menschen dort umgebracht worden sind. Es wäre schade, dass der Täter seine Tat nicht zu Ende bringen konnte. Der Täter hätte mit seiner Tat nur dem Willen Gottes entsprochen. So predigt ein Pastor in Sacramento. Dies geschieht gleich am Tag, nachdem in Orlando 50 Menschen ihr Leben verlieren. Die Gemeinde, in der dies passiert, gehört zu keinem Gemeindeverbund. Sie nennen sich einfach so „Baptistengemeinde“. Damit entziehen sie sich der Auseinandersetzung und auch der Korrektur durch andere Christinnen und Christen. Mit diesem Gedanken könnte ich die Aussagen des Pastors dort einfach zur Seite schieben und nicht mehr beachten. Aber das will ich nicht.

„Bei Gott sind alle willkommen. Alle“ ist der Slogan unserer Gemeinde in Schöneberg. Wir sind die baptisten.schöneberg. Dieser Slogan ist das Herzstück dessen, was wir glauben und leben. Er ist für uns auch immer wieder herausfordernd. Er ist ein Satz, der von der Liebe Gottes zu allen Menschen spricht. Wir sind überzeugt, dass alle Menschen mit dem, was sie sind bei Gott und damit auch bei uns willkommen sein sollen. Für uns als baptistische Gemeinde in Schöneberg steht der Respekt und die Freiheit eines jeden Menschen an oberster Stelle. Wir wollen dafür einstehen, dass Menschen in Frieden leben können. Menschen leben in unserer Gesellschaft in vielen unterschiedlichen Modellen und das sehen wir als Bereicherung des Lebens und auch unserer Gemeinschaft an. In unserer Gemeinde leben Menschen aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlichen sexuellen Identitäten und auch sehr unterschiedlichen theologischen Überzeugungen zusammen. Wir gestehen einander zu, dass alle Menschen von Gott die Freiheit geschenkt bekommen, sie selbst zu sein. Das ist für uns lebendiger Baptismus.

Wer solche Sätze in einer Predigt sagt, wie der Pastor aus Sacramento, der hat das Evangelium von Jesus Christus und der Liebe Gottes nicht verstanden. Der ist gnadenlos und ohne Respekt für das menschliche Sein. Als baptistische Pastorin bin ich davon überzeugt, dass alle Menschen von Gott geliebt sind. Darum sehe ich in der Liebe, die ich predige, auch eine Verpflichtung für mich persönlich dafür einzustehen und mich dem Hass und der Angst entgegenzustellen. Und ich möchte beten für die Opfer und ihre Angehörigen, für den Täter und auch für diesen Pastor. Ich bete, dass Gott bei den Menschen ist, die trauern und dass er ihnen Trost schenkt. Ich bete für den Täter, dass er nun vor Gott erkennen kann, wie falsch seine Tat war. Und für den Pastor in Sacramento bete ich, dass Gott sein Herz erreicht und er erkennt, dass er nicht Gott verkündigt, sondern Hass.

Die Liebe von der der Korintherbrief spricht, ist Gott selbst. Diese Liebe kann verändern und Menschen die Augen öffnen. Wir lernen dem Hass zu widerstehen und mit Liebe zu antworten. Das ist nicht leicht, aber ein großes Ziel. Dabei hilft uns Gott. Immanuel –  Gott mit uns!

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